Sonntag, 23. Dezember 2012

Sorry zu spät Teil 2

Die Zeit steht still. Reisst mich aus dem Hier. Wieder der Typ mit den Akten, Hände auf meinen Schultern.
"Hörst du mich!?"
Schüttelt mich durch, meine Augen fallen auf und zu, entspannt, dann Riss durch die Wirbelsäule, aufrecht sitzend, Blitz im Schädel, straff, Augen weit aufgerissen, Pupillen zu Stecknadeln. Zoom, Fokus. Schockstarre.
"Jajaja...JA!"
Von Links und Rechts schiessen unzählbar viele Bilder auf mich ein. Schäferhund, Bett mit süsslichem Geruch, Amiga500, Jason Vorhees, Teppiche, Ex-Männer, heulender Vater, Balkon, das Hochhaus, die Chemiefabrik, der Fussballplatz, das schlechte Essen, der traurige Abschied, Geld hinterziehen, Verlust des Verstandes, Akdemische Auszeichnung, Röhrenfernseh, orange Kacheln, braune Ringe, der Tisch, die Stühle, die hässlichen Lithos im Gang, Marmortreppen, die Tankstelle, Geruch von Zigaretten, verschiedene Marken, Aschenbecher aus Glas, mein Schrank, diese geknüpften Tepiche, Polstergruppen in Braun, Pijamas, Auffangstation, Scheidungsanwälte, Nomadenleben, Angst im Dunkeln, Senf, Brot mit Senf, Spiegeleier, Radio, vergilbter Bildschirm, Mad Hefte, kein Zuhause, gebracht werden, abgeholt werden, gebracht werden von ihr, geholt werden von ihm, Panik vor Gesprächen, Lob für meinen Anstand, kleine Erfolge beim entgiften, sicheres Einkommen, Depression, Krebs, Raucherlunge, Hirnschaden, Zerfall, Vergiftung, der Geruch.
Eine schallende Ohrfeige!
"Da hast du es wieder! Stell dir vor, es ist soweit!"
Ich weiss nicht ob ich die Anzughosen tragen soll oder ob man mir erlaubt in Jeans zu kommen. Jeder Satz wird der falsche sein, jede Floskel einschneiden, jeder Zustand unbehaglich. Die Flucht ist zu Ende, stellen wir uns. Es wird alles hochkommen, jetzt wird die Kontrolle verloren. Der kleine Junge will Rechenschaft von mir. Er steht hinter mir mit dem Messer. Ich stehe hinter mir, mit dem Messer.

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sei gescheid...

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