Mittwoch, 22. August 2012

Trends setzen

Was haben doch alle komisch gekuckt, als ich verlauten liess meine nächste CD sei nur für 200 Leute gedacht und werde obendrein von diesen 200 Leuten finanziert. Humbug, Spendensammler, Ausnutzer bis zu Fahrlässigkeit - ich durfte mir von Plattenfirmen bis zum Hobbyrappern recht viel anhören.

Der Verzicht mag aber auch komisch erscheinen: Normalerweise gehen Alben mit dem Gimma Stempel straight Top10 oder Top20. Nur: Das bedeutet noch lange nicht, dass sie a) erfolgreich oder b) lukrativ für mich sind. Im Gegenteil.

Als ich begann Musik zu machen, war es ein Erlebnis, mit jedem neuen Song frisch aus dem Studio auf CD von Tür zu Tür bei Kollegen vorbeizugehen und diese zu präsentieren. Die 10 Songs, die am meisten gefielen wurden dann zur CD, die ich diesen Kollegen geschenkt habe, später 500 Mal pressen liess und einem Vertrieb übergab. Und wenn es irgendwann keine mehr hatte, hatte es eben keine mehr (siehe "Mis leba isch so Scheisse", siehe "Skandal" usw.).

Dieses System funktioniert wunderprächtig und bindet die Kollegen quasi als Fackelträger mit ein. Heutzutage virtuell: jeder Möngi-Rapper hat sicher 10 total undifferenziert supportende Kollegen die jede Woche irgendwo dem sein Youtube Video posten und so für Klicks sorgen. Wie gesagt: da gibt es nichts dagegegn zu sagen. Ich brauche es hier aber als Vergleich.

Ist man aber bei einer Plattenfirma gezeichnet oder - fast noch schlimmer - erfolgreich, beginnt das System zu bröckeln, denn der Supporter wird duch die Plattenfirma ersetzt, welche zwar effektiv allerdings leider auch am Kernpublikum vorbei wirtschaftet. Das ist nicht tragisch aber normal. Auch hier kann man keinem etwas vorwerfen, denn so läuft der Hase: die Masse an Käufern kann man nicht persönlich kennen, höchstens ihre Lieblingsmedien zielgerichtet beackern.

Mit Crowdfunding passiert jetzt jedoch exakt diese Vermischung: Der Künstler richtet sich ohne Plattenfirma direkt an seine Endkonsumenten, fordert aber im Gegenzug Unterstützung. Es ist die totale  Rückbesinnung: ich fokussiere mich auf den Markt, der mich will und ignoriere (in meinem Fall) den Handel komplett und dessen Verwertungssysteme sowieso.

Wisst ihr wie unglaublich geil es ist mitten im Projekt innehalten zu können und zu wissen, dass NIEMAND Verluste erleidet, KEINER entlassen wird deswegen, ALLE wirklichen Fans bedient werden, JEDER die Chance hat mitzumachen und ALLE ANDEREN einfach ignoriert werden können? Es wird keine Presse geben mit Rezensionen, ausser die Käufer selbst teilen ihre Freude am Produkt mit, es wird nicht an einem Chart-Platz gemessen, wie es läuft.

200 CD's werden es sein. Und beim nächsten Mal gehe ich vermutlich sogar auf 100 runter, wenn ichs nochmal aufgleise :)


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