Samstag, 21. Juli 2012

Panik an allen Fronten

Freundeskreis: Panik
Politik: Panik
Fussball: Panik
Konto: Panik

Meine Welt besteht aus einer verworrenen Situationsdynamik, die meistens zwischen persönlichem Engagement, sozialer Verantwortung, Output in jeglicher Form und einer unfassbaren Diskrepanz zwischen Einsatz und Lohn besteht. Ich kann mich nicht einfach hingeben, 8 Stunden am Tag einer Tätigkeit nachgehen, meine Gedanken sammeln, meine Gefühle zur Seite rutschen und nur das tun, wofür ich bezahlt werde oder überhaupt Dinge tun, für die ich bezahlt werde.
Ich funktioniere nicht nach dem Aufwand- und Ertragsprinzip. Es gibt Leute in meinem Umfeld, die erfasst die schiere Angst, wenn sie mit mir zusammenkommen und ich ihnen erzähle, was ich grade so mache. Spätestens wenn ich dann festhalte, was ich dafür bekomme, ist bei den meisten das Ende des Horizonts erreicht. Kann ich verstehen.

Oft sitze ich am Schreibtisch, jage irgendwelchen halbgaren Ideen nach (die ich inzwischen in einer beängstigen Kadenz umsetze) und frage mich permanent: Wann kommt jemand mit DEM Job für mich um die Ecke? ich meine nicht Jobs, bei denen ich für eine Woche lächelnd auf Narkotika ein Lied für eine Reisekampagne aufnehme und abfilme. Mir steht die Hoffnung nach DEM Job, der jeden Tag unter der Woche einnimmt, mich ernährt, mir Spass macht und bei welchem ich meine Fähigkeiten und Talente umsetzen kann. Es muss ihn doch geben... Ansätze:

Politiker
Es wäre toll, würde das als Job bei mir funktionieren. Das traurige Problem ist nur, dass ich zwar eine ziemlich fokussierte und klar abgesteckte Meinung habe, diese sich allerdings zum einen auf lokale Belange beschränkt und zum anderen so mehrheitsfähig ist wie Nihilismus. Zudem kann ich noch so durchdachte, objektive Argumente formulieren, schlussendlich schauen mich die Parteikinder von Links bis Rechts an, als wäre ich ein Alien auf historischem Sozialcrack. Ich bin eben, so gerne ich das auch immer wieder vergesse, Gimma. Und zu diesem hat jeder und seine Mutter irgendeine absurde Meinung und eine Story auf Lager.

Marketing Berater
Seien wir ehrlich. Würde ich wollen, ich könnte jede noch so langweilige Zahnpasta binnen eines Monats zu einem Produkt machen, dass die halbe Schweiz kennt. Glaubt mir, ich bin nicht etwa nicht in den Medien und Social Media vertreten, weil mir die Ideen zum Entry fehlen, sondern weil ich eben doch irgendwann genug davon hatte, immer unter Beschuss zu sein, wenn eine öffentliche Person zur Polemik gebraucht wurde. Thomi Fuchs kanns euch erklären bei Bedarf. Betrifft auch die Musik. Und davon abgesehen, habe ich in diesem Bereich schon mehr Preise bekommen, als der geneigte Werbetexter da draussen in seine Twittermeldung nach dem Hashtag quetschen kann. Mir fehlt nur leider der Partner, der mich zu meinen Konditionen in seine Werbefirma lässt.

Popstar
Ach du scheisse, war ich schon. War nicht so geil, imfall. Next.

Moderator
Ob Radio oder TV: ich würde es lieben. Es gibt nur einen Haken: Ich gehe nicht nach Berlin, frei nach Kraftklub. Zu Schwiizerdüütsch: I gohn nid uf Züri. Dort liegen sie immer wieder, diese Jobs, von dort kommen Angebote, die immer wieder dazu führen, dass ich zumindest für einen kurzen Moment (ein paar Tage) drüber nachdenke, mein schönes Dorf zu verlassen. In ein Mikro zu reden und eine Kamera zu starren, während ich ein Tierheim oder eine Chemiekatastrophe besuche, das wäre mein Ding. Ohne Auto ist das allerdings schonmal nicht so einfach und hier in der Heimat bin ich auch in diesem Bereich vorbelastet. Plus wer will schon das Wetter von Gimma angesagt bekommen... es schifft ja sowieso!

Gastro und Event
Nun, da befinde ich mich ja auf bestem Weg. Als stiller Teilhaber bin ich auf Kurs, das Team stimmt inzwischen. Ich habe das grosse Glück, an einige geistesverwandte Leute aus diesem Bereich geraten zu sein, die genauso euphorisch funktionieren wie ich. Etwas wehmütig denke ich natürlich auch daran, dass ich vor dem neuerlichen Versuch bereits 2 Mal sehr sehr weit in diesen Bereich vorgedrungen bin, dann jedoch auf die harte Tour lernen musste, dass a) Events eine Herzensangelegenheit oder eine Milchkuh sein müssen und man zweiteres nie für andere sein sollte und b) dass es Institutionen und Behörden gibt, denen es mit Verlaub furzegal ist, ob du mit deinen Anlässen Kultur, Musik, Jugend oder den Kaktuszüchterverein Taminatal fördern möchtest.


Oder eben dann so auf die Alp, Eremit, randständiger Höhlenbewohner, Viehzüchter im entlegendsten Winkel der Welt, Reisender, Weltreisender oder ewig reisender Mensch. Hauptsache, es passt eine gewisse Zeit und bietet den Raum, sich zu entwickeln und selber zu fordern. Und eben genau daran scheitern die meisten Aufgaben eben, wenn man nicht so funktioniert, wie es die Welt gerne vorschreibt.

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