Dienstag, 31. Mai 2011

The Good, The Better, The Ugly: Cigi & Cyphermaischter

Um was geht's bei TGTBTU: Alben von Künstlern, die aus der Region Ostschweiz stammen, bekommen ein Review. Ein guter Song (The Good), der geilste Song (The Better) und ein mieses Detail (The Ugly) werden präsentiert. Wenn ich ein Album schlecht fände, würde ich nicht darüber schreiben, also Schnauze tief. Anfragen per Mail an mich.

Cigi: L'ultimo sballo

The Good
aumm, aumm feat. Lou Zarra
Es wird ja öfters übergangen, dass Cigi zur tatsächlichen Oldschool gehört. Ära "Torch darf dir die Schuhe klauen". Wirklich früh, so nach 93. Topshots und MacGyver. Und auch wenn der Song "aumm, aumm" genauso hätte auf einem der letzten Nas Alben sein können - oder gerade weil - der sitzt und zeigt den Emo-Rappern einen Finger ziemlich in der Mitte der Hand. Auch wenn die ganzen Incredible Bongo Band Loops langsam ausgelutschter sind als Thomas Fuchs, Zug haben sie mehr als Spooman im Bähnli nach Holland. Ein perfekter Tune um ein Konzert abzureissen nach 0 Minuten, also Startkapital. Cigis Raps passen auf genau solche Beats wie ein weibliches Gebiss auf Teras linke Titte wenn ich an der rechten hänge.
The Better
mani nel fuoco feat. Nyna
All Schaltjahr gibt es in Graubünden eine Gänsehaut Hook. Naja auf jedem siebten Album eines Rappers etwa. Der Song, bei dem die Italiener und Griechen weinen und die Schweizer nichts kapieren wie an der Para-Pisa-Studie. In der Sekunde von Nyna's Einsteigen in die Hook hat man Hühnerhaut am Sack, sofern man ein Huhn mit Sack ist. Die anderen sind Schänder und Schläfer. Der Beweis, dass es durchaus auch einmal wenig braucht um einen Killer rauszulassen - dein Bewährungshelfer an Regentagen: Schlägt dich weil er dich liebt.
The Ugly
mercato musicale
Das Album ist ja eine Bombe, da muss ja irgendwo der hässliche Enterrich versteckt sein. Cigi hat das Ding zum Glück an den Schluss gestellt. Dieser Markt tönt nach einer Linard Bardill Interpretation einer italienischen Sonderschulklasse. Wirkt wie die Bremse vor der Klippe: Komm wir bremsen lieber noch ab am Schluss, damit wir nicht jubeln und kreischend durch die Böschung brechen Richtung Marktplatz als Bombenattentat. Wie immer mit Sicherheitssmilie ;)


Cyphermaischter: Regaboga

The Good
Öppis Kliises
Mit 30 ist man nicht wirklich beeindruckt von Texten, die Blumentopf schon vor 6 Jahren mit etwas weniger Tränen vergossen und verschossen haben. Dennoch ist dieser Tune eindeutig von den Guten, wie Berg. Ha, dem Rapper ein Wortspiel geklaut! Die inhaltliche Bescheidenheit tut gut. Es gibt ja doch noch Nachwuchs mit Realitätsbezug. Möge er bleiben, oh heiliger Pan! Ein nettes Radio Teil. Virus wird das sicher lieben. So ein netter Kerl aber auch, denkt man sich, aber...
The Better
Hüt feat. Sandy & Groll
Hallo Schwester, hier haut einer mit der Eisenstange auf deine Leber! Hook ist episch. Floskeln und Pathos, selbstbeweihrauchen aber irgendwo übertreiben gehören selbstredend dazu wie Keller zu Austria-Häusern und das kann man entweder machen wie ein Halbbehinderter mit Sonnenbrille im Tunnel oder eben so. Genau so. Irgendwie traurig kommt nach diesem Brett nicht nochmal so ein Brett in die Fresse. Davon hätte man sich gerne 20 Stück durchgehört und durchgehört, nur gibt es auf dem Album auch...
The Ugly
Intro & Outro & Interludes
Holy crap, was für ein Misthaufen! Wenn man ein Album macht, das einen ernsten Grundton hat, sollte man auf folgende Dinge verzichten: Streichersamples, Filmzitate die miserabel übersetzt wurden, Synchronstimmen-Overkill, Samples von Kollegen die versuchen Englisch zu können oder dramatische Aufbauarbeit auf das nächste Lied, dass dann auch nur 1 Minute dauert. Jawohl. Das wars auch schon. Wie immer mit Sicherheitssmilie ;)

Mittwoch, 18. Mai 2011

Auf die Plätze, Fertig...... fertig.

Nichts ist nerviger als wenn alle ab sich selbst durchdrehen weil sie Erfolge feiern unter deinem Dach. Sie tanzen um das Lagerfeuer des Platz 1 bis 10 in irgendwelchen Auflistungen als wäre ein Altar für sie gebaut worden. Es zeigt mir vor allem wieder, wieviele um mich ihr Potential vergeudet haben seit ich Musik mache. Die einzigen, die noch dabei sind, sind die, die schon vor den Erfolgen da waren und eine handvoll Geschäftsleute. Einige andere haben von Anfang an keinen Hehl daraus gemacht, dass sie es als Hobby wollen und nicht als Geschäft - habe ich immer befürwortet. Alle die ein Geschäft darin sahen sind jetzt vergessen, vergangen oder zeitweise unaushaltbar. Nicht ein einziger der früheren engsten Vertrauten hat sich gehalten und abgesichert. Die, die jedes Mal davon erzählen wie geil etwas gemeinsames war, haben den Zug schon verpasst. Das Musikbusiness kann der Teufel sein, Koks fürs Ego. Quote me. Du gibst einem Dorftrottel eine Starthilfe, er wittert den Olymp. Und lässt du ihn irgendwann alleine losfahren, sei dir sicher, er fährt in die erste Hürde weil er glaubt er kann fliegen. Alles so oft gesehen. Aber kaum ist wieder einmal irgendwo eine Platzierung am aufblitzen, feiern sich Neulinge den Wolf aus Illusionen und die Gescheiterten urteilen darüber als hätten sie Relevanz. Wenn ihr "die Chance" packen wollt, dann ist genau jetzt der Momentm wo ihr Hobbys aufgebt und Berufe draus macht. Wenn nicht, siehe oben. Und glaubt mir, es gibt nichts peinlicheres und traurigeres als Leute Ende 20 Anfang 30 die vom Erfolg erzählen, den sie selber gar nie hatten ausser als Anhängsel - und schon gar nicht aus eigener Kraft. Aber ich gratuliere. Das erste Mal ist in diesem Business immer das schönste, denn man glaubt noch an den Traum, den man sich gebastelt hat. Einmal vor oder hinter der Kamera abspritzen macht aber noch keinen Pornostar aus dir. Zumindest nicht länger als Warhols Countdown von 15 Minuten ab JETZT.

Donnerstag, 12. Mai 2011

Remix einer Südostschweiz Kolumne

Diese eigentlich selbständige Kolumne fiel kürzlich meinem sonntäglichen Fusionswahnsinn zum Opfer. Da sie mit den aktuellen Kolumnen zu tun hat, erlaube ich mir die Publikation.

Pädi Nuioo

Ich habe das Gesangstalent einer Krähe mit Distortion Pedal. Meine Motorik ist so weit weg von cool wie Justin Bieber vom Irakkrieg. Man sagt mir eine gewisse Ähnlichkeit mit DJ Bobo nach. Mein Taktgefühl erinnert an einen Seismographen unterm Presslufthammer. Meine Bildung ist mehr ambitioniert Bushido als defizitär Einstein. Instrumente spiele ich so viele wie Lady Diana Pfosten trifft minus Eins. Meine Chancen an einer Castingshow lägen in etwa im Bereich derer einer Paris Hilton auf den Nobelpreis. An der Musikschule hätte man für mich die paralympische Sektion erfinden müssen, damit wenigstens mitmachen alles gewesen wäre. Bei Frauen hatte ich in etwa gleichviel Chancen wie eine Mandarine US Präsident zu werden. Auf der Kinoleinwand hätte man mich höchstens gesehen, wenn ich mir vor ihr mit einer Schrotflinte die Zähne geputzt hätte. Um mich selber auf MTV bewundern zu können, wäre es nötig gewesen, als Amerikaner mit 12 die Dorfmatratze zu schwängern auf Crystal Meth. Um jemals in den Genuss eines Publikums zu kommen hätte ich als Exibitionist ins Altersheim einbrechen müssen am Bingoabend. Politiker hätte ich wohl nur als Strichjunge zum schwitzen gebracht. Die einzigen Charts in meiner Reichweite war die Liste der hässlichsten Jungen des Schulhauses Tuma Platta 1989 und die Ersatzbank der C-Junioren des FC Ems. Meine Backstage Erfahrungen hätten sich wohl auf eine Verhaftung als Stalker von Fabienne Louves oder Gunvor beschränkt. Einer goldenen Schallplatte wäre ich in etwa so nahe gekommen, wie Harald Juhnke einer Ovomaltine zum Frühstück. Groupies hätte ich einige kennengelernt, wie Charlie Sheen ebenbürtige Gegner im Schnee schaufeln. Ihr seht, die Welt ist ungerecht, wie mein Gehalt gemessen am Leservolumen. Ist mir dennoch egaler als Frauenboxen in England vor dem Thron. Und hey, bevor ich berühmt geworden wäre, hätte ein Schweizer Präsident des Kosovo werden können. Oh, schaut nur, das gibts ja tatsächlich. Also ist nichts unmöglich, wie dieses Auto. Aber ich sehe mich im Museum. Ja, meine Fresse, ich bin so berühmt imfall ich onaniere vor dem Spiegel auf ein Nacktfoto von mir selber. Nennt mich Patrick Nuo.