Freitag, 2. Dezember 2011

Lasst uns gratis arbeiten!

Wir sind Kinder des Computer. Die Fieberglasleitungen unter unserm Arsch sind ein Venennetzwerk das nebst unserer Arbeit auch unsere sozialen Aktivitäten näher zusammengerückt hat. Wobei, was heisst hier "unsere" Arbeit? Meine Arbeit wäre vor 30 Jahren ein Reichtum fördernder Magnet gewesen ;) In den 80ern war die Musikindustrie der King of Cool, auch in der Schweiz. Das Geld wurde aus dem Fenster geschmissen mit einem Selbstverstand, der auch die vielen komischen Frisuren erklärt, irgendwie. Für mich war dieser Eindruck prägend. In den 90ern und eben mit den Computern, hat sich nicht nur der Klang der Musik geändert, auch ihre Möglichkeit und die Art ihrer Verbreitung. Dank Computer konnte (fast) jeder elektronische Musik machen. Und zum Schluss sind wir nun am Punkt angelangt, an dem jeder umsonst Musik machen kann und jede Art von Musik auch jederzeit umsonst beziehen, sharen, uploaden, teilen, veröffentlichen kann, sofern er digital lebt. Das hat die Welt schneller gemacht und sie zusammengerückt.
Der Beruf Musiker ist allerdings ein 80er geblieben. Ich erinnere mich noch zugerne an die Zitate von wegen "ich lade nur Sachen von 50 runter, der hat sowieso genug Kohle". Stimmt auch. Dank Vitamin Wasser. Aber das war vor einigen Jahren und betraf meine Generation. Die Kids Heute sind wie gesagt mit einem Null Aufwand in der Lage Musik zu machen, was ich grandios finde. Und sie downloaden was die Leitung hergibt. 99 % davon wird ohnehin gleich wieder vergessen und gelöscht oder im Folder verstauben. Aber das letzte 1 % nicht. In diesem letzten 1 % muss auch ich mich oft befunden haben, denn ein Experte hat mir einst vorgerechnet, dass ich noch vor 20 Jahren pro Album in etwa 10 Mal mehr verkauft hätte. Das wären in meinem Fall ganz grob gerechnet mehr als ein Million Tonträger. Eine Million. Ich wäre Millionär. Und nicht nur ich. Adi Stern, Bligg, Marc Sway, Baschi, Stress, wir alle hätten Millionen verkauft. Haben wir aber nicht.
Keiner von uns sitzt zu Hause und weint deswegen, wir spielen das Spiel so gut es geht mit, und wenn wir uns einmal im Jahr sehen, trinken wir hald Bier statt Schampus, gehen zum New Point und lachen darüber. Alles ganz normal. Wir werden ja zum Teil auch andersweitig unterstützt, von Sponsoren, Aufträgen, dem Staat... dem Staat?
Ja, da bin ich mir eben auch nicht mehr so sicher haha :) Vor weniger als 2 Tagen wurde Dank Bundesratsentscheid das Urheberrecht der Schweiz nicht angepasst... ich habe semi-gespannt drauf gewartet, denn es hätte Downloads verboten. Das hätte einen Aufschrei gegeben seitens der Konsumenten! Huiuiui und das nach 20 Jahren Internet!!! Aber - und das kam dann doch etwas überraschend und dann auch wieder doch nicht - der Bundesrat hat eben doch nichts geändert. Der Konsument gebe sein Geld trotzdem aus für Unterhaltungselektronik, Konzerte etc... äh? Was?! Und das haben die ausgerechnet? Stimmt nämlich nicht. Eintrittspreise steigen, Gagen bleiben gleich, Hallen werden grösser, Hallen werden kleiner, man verkauft auch nicht immer gleich viel weniger (diesen Satz bitte nochmal lesen und verstehen)... das ist keine Lineare Statistik meine Freunde im Rat! Diese Industrie ist von sovielen unberechenbaren Faktoren abhängig, dass trotz einer neuen Qualitätsfreude nach wie vor stetig weniger für den Schweizer Musiker bleibt. Fakt. Ich glaube zwar, dass dieses nicht erlassene Gesetz grundsätzlich gut für die Industrie ist. Aber wir reden von einer INDUSTRIE und in dieser ist der einzelne einheimische Musiker nicht von Bedeutung, wie man uns zeigt.
Jungs, wenn wir uns nächstes Mal treffen, bringe ich Bier mit, und Salzstängeli. Und eine Wärmedecke mit einem lässigen Schweizerkreuz drauf.

PS: Meine Fans sind trotzdem die geilsten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

sei gescheid...

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.